Röthlisberger Sandra
Opal ist mein Maultier, das am 29. Dezember 2006 von Frankreich zu uns nach Aeschlen transportiert wurde. Sie war 5 Jahre alt und hatte bis dahin noch nie ein Halfter getragen. Auch Streicheleinheiten kannte sie überhaupt nicht. Ganz langsam musste sie sich an mich und meine Familie gewöhnen.

Ich konnte sie weder am Bauch noch an den Beinen berühren, geschweige denn ihre Hufe anheben. Die Verkäuferin von Opal erzählte mir, dass der frühere Besitzer sie sehr schlecht behandelt hat. Wenn der Hufschmied gekommen sei, habe man sie brutal auf den Boden gezerrt, weshalb ich mir gut erklären konnte, warum sich Opal die Hufe nicht anschauen lassen wollte. Ich war mir nicht sicher ob ich es schaffen konnte sie auszubilden. Es gab Zeiten, da hatte ich echte Zweifel. Ich fand jedoch schnell heraus, dass Opal einen sehr lieben Charakter hatte, was mir Hoffnung gab sie auf den rechten Weg bringen zu können, trotz ihrer misslichen Vergangenheit. Also begann ich langsam ihr Halfter und Zaumzeug anziehen, legte zuerst ein Decke, später auch einen Sattel auf. Mit viel Geduld und einsetzen „meines Ersatznervs“ wurde Opal immer zutraulicher und bald schon folgte sie mir freiwillig überall hin.

In meiner Nachbarschaft hatte es ein Viereck, das ich jederzeit mieten konnte. Mit einer Klassenkameradin begann ich mit der Bodenarbeit, welche Opal gut mitmachte ohne zu zögern. Nach ca. zwei Monaten konnte ich das erste Mal auf Opal sitzen, sie war ganz lieb und blieb ruhig stehen. Ein „Meilenstein“, welcher mir tief unter die Haut ging! Nach ca. zwei weiteren Wochen konnte ich das erste Mal die Zügel an die Trense binden und umher reiten. Schritt und Trab waren von allem Anfang an kein Problem. Beim Galopp gab es Schwierigkeiten, sie war einfach zu schnell, ich konnte sie nicht zurückhalten. Durch stetiges Trainieren klappte jedoch schliesslich auch das.  Im Frühling 2008, nahmen wir das erste Mal an einem Patrouillenritt teil und konnten auf anhieb den zwölften Platz erreichen.


Eine grosse Leidenschaft von Opal ist das Springen. Scheinbar mühelos hebt sie ab und man spürt wie sie das gerne macht.  Bedingt durch all die Strapazen, Schwierigkeiten aber auch erfreuliche Momente, die wir zusammen durchgegangen sind, haben Opal und ich eine tiefe Freundschaft zueinander entwickelt. Die Zeit, die wir zusammen verbringen können, geniesse ich von ganzem Herzen. Ich hoffe, dass wir zwei noch lange zusammen „über Stock und Stein“ reiten können und wir noch viele schöne Erlebnisse zusammen verbringen können. 


Februar 2009, Sandra Röthlisberger

Texte rechts
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