Familie Isler
Hallo, ich bin Zengalo, 1992 geboren und ein ca.1m 48cm grosses Maultier. Mein Vater war ein Bundesesel (Zecchino?) und meine Mutter, sagt man, eine Araberin vom Puschlav. Stefan Schweizer hat mir dann Manieren beigebracht. Ich wohne hier in Dättlikon im Kanton Zürich, im „Tal der glücklichen Menschen“ (Fam. Isler, Dättlikon). Auf der einen Seite ist unser Hof mit einer Felswand umgeben, auf der anderen mit einem steilen Grashügel und kleinen Wäldchen...

Zengalo mit Thomas Isler zu Hause in Dättlikon  Hier habe ich sehr viel Freunde, Ouessant-Schafe, Skuddenschafe, 2 Hunde, 5 Katzen – und natürlich meine dicken Kollegen, die zwei Esel Luna und Primeli und die zwei Stuten Hechicera (Friese) und Lea (Haflinger). Mit dem stolzen eingebildeten True Blue (Vollblut xx) habe ich es nicht soo.. gut. Er mag mich nicht. In den Sommernächten gehen ich und die Pferde zusammen auf die Weide und am Tag dösen wir im dunklen, fast fliegenfreien Stall, schlagen uns gegenseitig den Schweif um die Ohren oder wälzen uns auf der Gummimatte an der prallen Sonne.

Wir gehen dann viel mit unseren Menschen in den Fluss (Töss) baden. Ich  habe es eher wie die Esel, schaue das Wasser gerne vom Land an, aber unter Protest gehe ich fast bis zum Bauchnabel hinein; meine Kollegen, die Pferde, schwimmen. Aber die sind auch ein bisschen komisch. Nach diesem Bad gehe ich mich mit vollem Genuss im Sand wälzen. Am meisten mistet (Morgen und am Abend) und füttert (sobald wir im Chor um Futter heulen) uns Regula Isler. Sie ist auch die, die den ganzen Betrieb schmeisst.

Wollt ihr wissen, wie ich zu dieser Familie kam? 
Damals als ich vier war, suchte mich Regula Isler im Wallis bei Stefan Schweizer aus. Ich war dort noch ein Lämmchen, kam dann zur unerfahrenen Familie Isler. Dort benahm ich mich sofort wie ein Teufel, da musste Thomas viel lernen. Kurz bevor ich wieder zurück nach Ernen ins Wallis geschickt werden sollte, versuchte es Thomas noch einmal. Er kam mit einer alten Hockeyausrüstung, durch einen Schnaps im Mute gestärkt, und setzte sich auf mich. Sofort begann ich wieder zu bocken, aber er wollte einfach nicht mehr hinunterfallen. Und so gab ich es für (leider nur fast) alle Zeit auf und durfte hier bleiben. Zwar konnten mich die Kinder, für die ich vorgesehen war, nicht reiten, aber dafür reitet mich jetzt Thomas, und wenn er mal wieder Knieschmerzen hat, versuch ich es sofort, ihn runterzuschmeissen, aber sonst benehme ich mich gut. Wenn jemand Angst hat oder zögerlich ist, merke ich das sofort und spiele ziemlich üble Spiele mit ihm.

Mit Maui Isler gehe ich oft am Flussdamm entlangbrettern. Das ist unser bestes Training für das Bauernpferderennen in Schwarzenburg. Damit ich keine Flausen mache, macht Thomas immer, wenn er mit mir reiten geht, Bodenarbeit nach Pat-Parelli-Art.

Thomas mag mich wahrscheinlich, weil ich ihn soo lieb anschauen kann, und ich bin herdentauglich, flexibel in der Haltung, brauche keine Eisen und mit mir kann man herumstrolchen wie man will, im Wald und überall, ja man kann sogar durchs Pferdeverbot, weil ich ja kein Pferd bin!!!

Ich habe Thomas viel beigebracht. Seit er mit mir trainiert hat, hat er seine Schüler auch gleich im Sack.




November 2008, Maui Isler
Texte rechts
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